Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD)

In meine Praxis kommen häufig Patienten mit Ohrenschmerzen – das ist selbstverständlich. Allerdings hat nur ein Teil dieser Patienten auch einen tatsächlichen Befund am Ohr – wie z.B. Gehörgangs- oder Mittelohrentzündung. Oft handelt es sich um Gesichts- und Nackenschmerzen oder Migräne. Zusätzlich klagen die Patienten manchmal über Schwindel und Tinnitus. Solche komplexen Beschwerden könne ihre Ursache auch in Fehlfunktionen der Kiefergelenke haben.

Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ist ein Überbegriff für strukturelle, funktionelle, biochemische und psychische Fehlregulationen der Muskel- oder Gelenkfunktion der Kiefergelenke. Diese Fehlregulationen können schmerzhaft sein oder Ursache für Schwindelgefühle, Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Panikattacken (Herzrasen) und Stress im Alltag.

CMD-Ursachen

Der Begriff CMD ist uneinheitlich definiert. Er umfasst Beschwerden im Ohr-Kiefer-Gesichtsbereich, die aus unterschiedlichen Störungen resultieren können. Diese sind z.B.:

  • Zustand nach Zahnersatzbehandlungen / Kieferregulation
  • Bruxismus (nächtliches Knirschen und Pressen)
  • Okklusionsstörungen (Fehlbiss im Ober- / Unterkieferbereich)
  • HWS- / Schultererkrankungen – muskuläre Verspannungen
  • Kiefergelenksveränderungen – organisch oder funktionell
  • Kopfgelenksblockierungen

CMD-Diagnostik

Dieses komplexe Beschwerdebild ist am Besten in einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit zu lösen. Aus diesem Gedanken heraus wurde das CMD Netzwerk Sachsen gegründet.

Jede zielführende Behandlung fängt mit einer guten, umfassenden, standardisierten Anamnese und Untersuchung an. So kann es in der HNO-Praxis Dr. Woltersdorf nach einer Erstuntersuchung erforderlich sein, einen Termin für eine weiterführende Diagnostik (ggf. mit Hörprüfung, Tinnitus- oder Schwindeldiagnostik) zu vereinbaren.

CMD-Behandlungsmöglichkeiten

Am Anfang der CMD-Behandlung steht häufig eine optimale zahnärztliche Schienenversorgung. Manchmal werden allerdings die Schienen nicht regelmäßig getragen, teilweise auch deswegen, weil sie nicht mehr optimal passen oder die Beschwerden nicht lindern konnten. Hier sollte die zahnärztliche, manchmal auch kieferorthopädische Kontrolle und Beratung an erster Stelle stehen.

Insbesondere muss auch auf die psychosomatische Komponente dieser Beschwerden eingegangen werden. Knirschen und Pressen sind normale Mechanismen unserer Kaumuskulatur, um Stressbelastungen abzubauen. Zunächst ist daran nichts “Krankhaftes“. Es kann aber sehr wohl zu Nachfolgeproblemen wie Zahnabrieb, Kaumuskelschmerzen, Nackenverspannungen, Ohrenschmerzen, aber auch Verspannungen der vorderen Halsmuskulatur mit Schluckproblemen bis hin zu Stimmstörungen führen. Daher muss auch immer ursächlich diese Stressfehlverarbeitung mit behandelt werden. Je nach Schweregrad genügt das Erlernen einer Entspannungstechnik bis hin zu einer Verhaltenstherapie oder psychotherapeutischen Intervention. Auch depressive Verstimmungen kommen vor, die ggf. auch eine vorübergehende entsprechende Medikation erfordern.

In den kleinen Wirbelgelenken und der Nackenmuskulatur liegen Rezeptoren, die dem Gleichgewichtssystem Informationen über die Stellung der Halswirbelsäule und des Kopfes im Raum liefern. Bei Blockaden, muskulären Verspannungen, Schiefhaltungen kann diese Funktion beeinträchtigt sein und zu Schwindelattacken führen. Hier können insbesondere manuelle Therapien und Osteopathie helfen, aber auch Neuraltherapie und Akupunktur können zu einer Verbesserung der Beschwerden beitragen.

Da diese komplexen Beschwerden immer häufiger in meiner Praxis vorkommen und viele Patienten keine Kenntnis über die Zusammenhänge ihrer mitunter chronischen Beschwerden haben, ist mir die Weiterentwicklung der CMD-Diagnostik und Behandlung im Netzwerk ein besonderes Anliegen.

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