Methoden in der Logopädie

Methode der neuromotorischen Entwicklungsförderung des INPP®

INPP® ist die Abkürzung für das in England ansässige Institut für Neuro-Physiologische Psychologie.

Die frühkindlichen Reflexe sind für das ungeborene Kind und später für den Säugling und das Kleinkind sehr wichtig als Grundlage für die gesamte körperlich und geistige Entwicklung. Muskelspannung, Gleichgewicht und Körpereigenwahrnehmung sowie Koordinationsleistungen werden durch die frühkindlichen Reflexe ausgelöst und unterstützt.

Viele der Reflexe treten nach der Erfüllung ihrer Aufgabe und mit zunehmender Hirnreife in den Hintergrund. Nur einige bleiben lebenslang erhalten.

Störungen in der Integration, also der Rückbildung der frühkindlichen Reflexe können Lern- und Verhaltensprobleme, sowie Haltungs- und Bewegungsauffälligkeiten zur Folge haben. Das Vorhandensein von Restreaktionen der frühkindlichen Reflexe über ihre normale Entwicklung hinaus wird vom INPP® als neuromotorische Unreife bezeichnet.

Wenn…

  • Gleichgewichtsprobleme (auch z.B. Reiseübelkeit)
  • schlechte Koordination (z.B. Ball nicht fangen können)
  • auffällige Ängstlichkeit
  • leichte Ablenkbarkeit
  • Hörprobleme
  • Probleme in der Feinmotorik
  • Sprachentwicklungsverzögerung
  • Mitbewegung von Mund und Zunge beim Schreiben und Malen
  • Bettnässen
  • Motorische Unruhe
  • Haltungsauffälligkeiten wie z.B. Skoliose, schlechte Haltung, mangelnde Ausdauer oder Zehenspitzengang

zum Problem werden, kann dies auf eine neuromotorische Unreife hinweisen.

Mit der Methode der neuromotorischen Entwicklungsförderung des INPP® kann getestet werden, ob Restreaktionen frühkindlicher Reflexe Ursache für die Symptome sein können. Mit Hilfe des INPP®-Übungsprogramms können diese Reflexe ggf. integriert und damit die Auffälligkeiten deutlich reduziert oder gar beseitigt werden.

Die in der INPP® therapierten Auffälligkeiten können sehr eng mit auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS) verbunden sein.

Anamnese INPP Kinder (PDF 196 KB)

Mehr Informationen: www.inpp.de

Padovan-Konzept

Die neuromotorische Reorganisationstherapie besteht in der Wiederholung der natürlichen Entwicklungsphasen des Menschen. Man geht davon aus, dass durch die Wiederholung frühkindlicher Bewegungsmuster wie u.a. Krabbeln, Kriechen und Rollen noch nicht ausreichend ausgebildete Strukturen im Nervensystem wachgerufen und neue Synapsen gebildet werden können. Ferner erfolgen Übungen zur Vorbereitung der Mundmuskulatur und der Wahrnehmung im orofacialen Bereich. Es werden dazu Übungen zum Schlucken, Saugen, Kauen und Pusten durchgeführt.

Alle Übungen werden mit Reimen oder Liedern begleitet, wodurch auf indirekte Weise Rhythmusgefühl, sprachliche Gliederungsfähigkeit, phonologische Differenzierungsfähigkeit und Konzentration verbessert werden.

Die Padovantherapie ist im Rahmen einer mehrdimensional angelegten Therapie sinnvoll. Grundsätzlich kann diese Therapieform in allen Altersgruppen angewandt werden.

Castillo Morales® Konzept

Das Castillo Morales® Konzept wurde von dem Rehabilitationsarzt Castillo Morales aus Argentinien entwickelt.

Es umfasst zwei große ineinandergreifende und sich gegenseitig beeinflussende Schwerpunkte:

  • die neuromotorische Entwicklungstherapie (NET) und
  • die orofaciale Regulationstherapie (OFR)

Die Therapie orientiert sich an der normalen sensomotorischen Entwicklung. Behandlungstechniken sind Zug, Druck und Vibration, welche propriozeptive Erfahrungen verdeutlichen. Die visuelle Orientierung im Raum wird dazu haltungstabilisierend genutzt. Die Patienten werden dadurch in die Lage versetzt, ihre Umwelt besser wahrzunehmen, sie werden aufmerksamer und kommunikationsfreudiger.

Das Behandlungskonzept kann eingesetzt werden bei Kindern und Erwachsenen mit

  • genetischen Syndromen und Muskelhypotonie (z.B. Down-Syndrom, Prader Willis Syndrom etc.),
  • mit verlangsamter sensomotorischer Entwicklung,
  • mit orofacialen Störungen (z.B. bei neurologischen Erkrankungen, Facialisparesen, Moebius Syndrom, Pierre Robin Sequenz, Lippen-Kiefer-Gaumenspalten etc.),
  • zentralmotorischen Störungen und Mehrfachbehinderungen (z.B. bei Zerebralparese oder Z. nach Schädelhirntrauma),
  • neuromuskulären Erkrankungen und nach Schlaganfall.

Ziele der Behandlung sind:

  • Erweiterung nonverbaler und verbaler Kommunikationsmöglichkeiten
  • Aktivierung und Regulierung der orofacialen Funktionen wie Saugen, Kauen und Schlucken, sowie die Kontrolle des Speichelflusses, die Regulation der mimischen Muskulatur und die Verbesserung der Artikulation
  • Förderung der Wahrnehmungsentwicklung im taktilen, tiefensensiblen und vestibulären Bereich sowie Sehen, Hören und Schmecken
  • Verbesserung der Aufrichtungs- und Bewegungsfähigkeiten
KIDS

KIDS „Kinder dürfen stottern“ ist ein Therapiekonzept zur direkten Therapie von stotternden Kindern.

Die Kinder erleben sich als kompetente und selbstbewusste Sprecher. Die Ansätze zur Stottermodifikation stehen im Mittelpunkt und das Ziel, Begleitsymptome abzubauen, sowie ein lockeres und anstrengungsfreies Stottern zu verwenden, wird vermittelt. Dadurch wird die Remission erleichtert. Zusätzlich lernt das Kind, seine Familie und sein Umfeld einen offenen und einen selbstbewussten Umgang mit dem Stottern kennen.

Taktkin Konzept

Taktkin ist ein logopädischer Therapieansatz zur Behandlung sprechmotorischer Störungen wie Sprechapraxien und Dysarthrien.

Der Ansatz basiert auf dem in Amerika entwickelten Prompt-System (Prompts for Restructuring Oral Muscular Phonetic Targets) und wurde von Frau Birner-Janusch für den deutschsprachigen Raum konzipiert. Es werden taktile Hinweisreize als Artikulationshilfen an der Gesichts- und Sprechmuskulatur des Betroffenen gesetzt. Dadurch kann der Patient die Artikulationsstelle, -art und -modus leichter finden. Diese Hilfen werden je nach Störungsausmaß von der Laut- bis zur Satzebene eingesetzt und können in Art, Ausmaß und Häufigkeit den Bedürfnissen des Betroffenen dynamisch angepasst werden.

Zollinger

Es handelt sich um einen ganzheitlichen Therapieansatz von Dr. Barbara Zollinger, der mit Hilfe eines Entwicklungsprofils verschiedene Entwicklungsbereiche, unter anderem die Spielentwicklung, miteinbezieht.

Das Kind wird in seinem Spiel unterstützt, Gegenstände zu erforschen, zu entdecken und mit seiner Umwelt in Beziehung zu treten. Es entdeckt über das Symbolspiel die Funktion der Sprache. Das Kind lernt Vorstellungen aufzubauen, indem es verschiedene Erfahrungen mit den Gegenständen macht. Es muss die Dinge sehen, und greifen können, um sie schließlich zu begreifen und zu verändern. Dies alles passiert im Spiel. Durch sein Handeln kann es die Welt verändern. Indem es an Dinge denkt, die nicht vorhanden sind, braucht es ein System aus Symbolen – die Sprache, um sich mitzuteilen.

Biofeedback

Biofeedback  (biologische Rückkopplung) ist eine wissenschaftliche Methode, die es ermöglicht, unbewusste Körperfunktionen  bewusst  zu machen. Biofeedback-Geräte wandeln Biosignale wie Puls, Atmung, Muskelspannung, Hautwiderstand und Hauttemperatur in sichtbare Monitor-Signale um. Auf diese Weise kann der Patient Rückmeldungen darüber erhalten (feedback), welchen Einfluss Geisteszustände wie beispielsweise Erregung, Entspannung oder Aktivität auf diese Funktionen haben. Indem die behandelte Person „Entspannung“ imaginiert und sie realisiert, wird über den Monitor der Erfolg dieser Konzentration sichtbar gemacht: Atmung und Puls sinken, die Hauttemperatur nimmt zu. Konsequentes Training lässt ein Kontrollgefühl entstehen.

Mehr Informationen: Biofeedback

Neurofunktions!therapie nach Rogge (NF!T®)

Die Neurofunktionelle Reorganisation (NF!T®) beruht auf der strukturierten Wiederholung der motorischen Entwicklung des Kindes. Diese spielt eine wichtige Rolle bei der natürlichen Hirnreifung. Sie dient als Grundlage für jede höhere Entwicklung, wie z.B. Sprachentwicklung, Wahrnehmungs- und Denkprozesse. Mit Hilfe der Neurofunktionellen Reorganisation können Reifungsprozesse im zentralen Nervensystem beeinflusst werden. Die Übungen sind ganzheitlich, natürlich orientiert und nicht an einzelne spezielle Muskelgruppen gerichtet. Sie werden rhythmisch begleitet in Form von Liedern und Reimen. Ein wichtiger Baustein der NF!T® ist der Verzicht auf verbale Anleitung.

Mehr Informationen: Neurofunktions!therapie nach Rogge (NF!T®)

TOLGS Therapie bei verbaler Entwicklungsdyspraxie

TOLGS ist ein Therapieansatz mit optimiertem Laut-Gesten-System, bei dem Lautgesten als zentrale Lernmethode eingesetzt werden. Der ganzheitliche Lernansatz verbindet Körperhandlung, Wahrnehmung und Kognition miteinander. Durch das Sichbewegen, Sprechen, Hören, Fühlen und Sehen werden mehrere Sinneskanäle gleichzeitig aktiviert. In der simultanen Kombination können die Kinder das Sprechen leichter erlernen, erinnern und auch produzieren.

KoArt Therapie bei verbaler Entwicklungsdyspraxie

Folgende Prinzipien liegen der Therapie der VED nach KoArt zugrunde:

  1. alle Elemente, auch solche die das Kind beherrscht, werden über das
    Bewusstsein so lange eingeschliffen, bis sie automatisiert sind
  2. die optimale und maximal notwendige Hilfestellung wird identifiziert und
    therapeutisch genutzt (multimodal/multisensoriell)
  3. Hilfestellungen werden kleinschrittig abgebaut
  4. konstantes Feedback bezüglich Ausführung und Ergebnis (Transparenz)
  5. direktes und wiederholendes Üben
  6. kleinschrittiges und kriterienorientiertes Vorgehen
  7. langsames Tempo
  8. Qualität vor Quantität
  9. tägliche Therapie bzw. Üben, besonders zu Therapiebeginn

Um die optimale Hilfestellung zu identifizieren, sollte zu Beginn der Therapie der Lerntyp des Kindes durch Beobachtung und Versuchen bestimmt werden.

Die Therapie nach KoArt besteht aus acht aufeinander aufbauenden Stufen. KoArt ist ein treppenförmig aufgebautes Therapieprogramm. Kein therapierelevanter Laut durchläuft das Programm linear, sondern wird auf jeder Stufe in einem erweiterten Kontext zu einem oder mehreren anderen Lauten geübt. Außerdem werden die einzelnen Laute zu versetzten Zeitpunkten in das Programm aufgenommen und auf den einzelnen Stufen mit vorhandenen Lauten kombiniert.

Stimmbildung

Bei der Stimmbildung kommen Elemente aus Stimmtherapie und Gesangsunterricht zum Einsatz. Ziel ist dabei, die eigene Stimme bewusster wahrzunehmen. Die natürliche Stimmkraft wird gestärkt und eine feste Stimmgebung trainiert. Dadurch kann der musikalische Stimmumfang erweitert werden und das volle Potential der Stimme ausgeschöpft werden.

Die funktionale Stimmbildung kann zum Beispiel eine Stimmausbildung im Rahmen eines Pädagogikstudiums unterstützen. Eine enge Zusammenarbeit erfolgt hier mit dem Zentrum für Lehrerbildung der TU Chemnitz im Rahmen der berufsbegleitenden, wissenschaftlichen Ausbildung für den Seiteneinstieg in das Lehramt an Grundschulen.

Mit Hilfe der Stimmbildung kann die eigene Stimme spielerisch und ohne Druck entdeckt werden. Therapieschwerpunkte können unter anderem die stimmliche Präsenz, Vorbereitung auf Auftritte und Vorträge oder das Abbauen von Lampenfieber sein.

Therapie bei Schreiknötchen

Durch eine logopädische Therapie lässt sich einerseits die Stimmtechnik verbessern, andererseits die stimmbelastenden Faktoren reduzieren.

Wie können Belastungsfaktoren verringert werden?

Da kindliche Stimmstörungen meistens durch eine erhöhte Stimmbelastung entstehen, ist es im Rahmen einer logopädischen Stimmtherapie zunächst einmal wichtig, stimmbelastende Faktoren zu identifizieren und anschließend zu verändern.

Wahrnehmung der stimmlichen Belastung

Im Gespräch mit Eltern und Kind werden die Belastungsfaktoren für die Stimme ermittelt:

  • Welche Aktivitäten führen zur Stimmverschlechterung?
  • Warum verwendet das Kind seine Stimme auf diese belastende Weise?
  • Hat die familiäre Kommunikationskultur einen Anteil an der Problematik?
  • Welche Situationen sind besonders stimmbelastend?
  • Ist die Stimme manchmal besonders heiser?

Reduktion der stimmlichen Belastung

In therapiebegleitenden Gesprächen mit den Eltern werden Strategien vermittelt, wie stimmbelastende Situationen verändert bzw. vermieden werden können. Die folgenden Fragen helfen dabei:

  • Lassen sich Konflikt anders lösen als durch Lautstärke?
  • Lassen sich familiäre Kommunikationsstrukturen im Sinne der Stimmgesundheit verändern?
  • Welche stimmschädigenden Situationen können vermieden werden?

Wahrnehmung der eigenen Stimme

Bevor die eigentliche Stimmübungsbehandlung beginnen kann, muss das Kind seine eigene Stimme zunächst einmal kennenlernen. Denn die wenigsten Kinder sind sich überhaupt darüber bewusst, dass sie Schreiknötchen haben und ihre Stimme heiser klingt. Mit Hilfe von Aufnahmen der eigenen Stimme, lernt das Kind zunächst einmal den eigenen Stimmklang und seine Sprechweise kennen. Man lässt sich dabei von folgenden Fragen leiten:

  • Wie laut spreche ich?
  • Wie sehr muss ich mich anstrengen, um zu sprechen?
  • Was ist Heiserkeit überhaupt?
  • Gibt es Luft oder andere Geräusche im Stimmklang?
  • Mache ich genügend Atempausen?
  • Wie lang ist die Atempause?
  • Wieviel Luft atme ich ein?
  • Wo entsteht der Druck beim Sprechen?
  • Ist die Bauchmuskulatur beim Sprechen angespannt? etc.

Stimmübungen

Je effizienter die Stimmtechnik, desto leistungsfähiger und robuster ist die Stimme. Nachdem das Kind in den ersten Stunden bereits viele Erfahrungen mit seiner eigenen Stimme gemacht hat, lernt es im weiteren Verlauf viele verschiedene Stimmübungen kennen. Diese helfen ihm dabei die Stimmtechnik zu verbessern und eine weniger heiseren Klang zu finden. Ein paar Beispiele:

  • Damit man beim Sprechen über genügend Luft verfügen, sollten man regelmäßig Atempausen machen.
  • Wenn man in einem ruhigen, nicht zu schnellen Tempo spricht, dann wirkt sich dies meist sehr positiv auf die Aussprache, die Atmung und die Stimmgebung aus.
  • Wenn man beim Sprechen wenig Druck durch die Bauchmuskulatur generiert, dann können die Stimmlippen viel leichter Schwingen und das sprechen gelingt mit weniger Kraftaufwand.
  • Je weniger angespannt die Bauchmuskulatur beim Sprechen ist, desto tiefer ist die Einatmung. Dadurch stellt sich die Zwerchfell- oder Bauchatmung ein, die für eine gesunde Stimmgebung wichtig ist.
Therapie bei Reinke Ödemen

In der Anfangsphase kann eine logopädische Stimmtherapie zur Rückbildung eines Stimmbandödems (Reinke Ödem) führen.

Stimmdiagnostik

Zu Beginn einer logopädischen Behandlung findet immer eine ausführliche Erstuntersuchung, einschließlich ausführlicher Anamnese und computergestützter Stimmanalyse statt. Hier geht es darum, herauszufinden, welche Ursachen zur Entwicklung des Reinke Ödems beigetragen haben.

Folgenden Fragen werden geklärt:

  • Liegen stimmtechnische Defizite vor?
  • Zeigen sich Symptome einer Stimmstörung (Dysphonie)?
  • Spricht der Patient mit zu viel Druck?
  • Bestehen Auffälligkeiten bei der Sprechatmung?
  • Liegen ungünstige Umgebungsfaktoren vor wie z.B. dauerhaftes Sprechen bei hohem Lärmpegel?
  • Gibt es stimmschädigende Verhaltensweisen wie z.B. das Rauchen oder regelmäßiger Konsum von Alkohol?
  • Gibt es Zeichen einer Refluxkrankheit? Leidet der Patient unter Sodbrennen?

Ausgehend von den Ergebnissen der Diagnostik wird ein individueller Behandlungsplan erstellt.

Behandlungsbereiche und Therapieziele

Das Ziel der Stimmtherapie ist es, die stimmschädigenden Verhaltensweisen zu beseitigen bzw. zu minimieren und damit zur Rückbildung des Stimmlippenödems beizutragen.

Folgenden Inhalte werden vermittelt:

  1. Stimmhygienische Maßnahmen:
    Der Patient lernt Verhaltensweisen kennen, die zur Gesunderhaltung der Stimme beitragen. Die wichtigste Maßnahme ist, das Rauchen einzustellen.
  2. Optimierung der Sprechumgebung:
    Im beruflichen Alltag herrschen manchmal äußerst stimmbelastende Verhältnisse. In vielen Fällen lassen sich diese mit einer sinnvollen Planung oder mit technischen Hilfsmitteln deutlich verbessern. Dies kann zu einer eindeutigen Reduktion der Stimmbelastung führen.
  3. Verbesserung der Stimmtechnik:
    Je besser die Atem-, Sprech- und Stimmtechnik entwickelt ist, desto leistungsfähiger ist die Stimme.
    Im Rahmen der Stimmtherapie helfen Stimmübungen dabei, einen resonanzreichen Stimmklang zu finden und den eventuell zu hohen Druck beim Sprechen zu reduzieren.
  4. Verbesserung der Atemtechnik:
    Stimmprobleme sind häufig mit Atemproblemen verbunden. In der Stimmtherapie erarbeiten wir eine gesunde Bauch- und Brustatmung mit regelmäßigen Atempausen während des Sprechens.
  5. Aussprache (Artikulation):
    Die Stimmgebung steht in engem Zusammenhang mit der Artikulation. Eine gute Ausformung insbesondere der Vokale fördert die Tragfähigkeit der Stimme und macht sie leistungsfähig.

Rückbildung überprüfen

Ob die Stimmtherapie erfolgreich ist und damit eine Heilung auch ohne Operation erreicht werden kann, sollte nach 10 Behandlungseinheiten mittels einer Videostroboskopie beurteilt werden. Wenn dies der Fall ist, sollte die logopädische Behandlung natürlich fortgesetzt werden. Andernfalls ist eine Operation, ggf. mit einem photoangiolytischen Laser (KTP-Laser oder Blue Laser) in Erwägung zu ziehen.

Anamnese-Fragebogen Stimmstörung

Logopädische Behandlung der Gesichtslähmung (Fazialisparese)

Behandlungsbdürftige Defizite bei Fazialisparese

  • Fehlende Aktivierung der einseitigen mimischen Muskulatur (z.B. hängender Mundwinkel, fehlendes Stirnrunzeln, fehlender Lippenschluss).
  • Beeinträchtigung der präzisen Artikulation: Je nach Schwere der Lähmung des Mundwinkels und der Lippen kann die Artikulation äußerst undeutlich und schwer verständlich sein, insbesondere am Telefon.
  • Schluckstörungen: können Mahlzeiten aufgrund einer herabgesetzten Sensibilität, einem Taubheitsgefühl in Lippen, Zunge, Wangen und Gaumen und einer Fehlfunktion im Transport von Nahrung nicht verarbeitet werden, stellt sich nicht selten eine Schluckstörung unterschiedlichen Schweregrades ein.
  • Speichel- und Flüssigkeitsaustritt: Aufgrund des häufig einseitig hängenden Mundwinkels kann der Austritt von Speichel oder Flüssigkeit beim Trinken nicht adäquat kontrolliert werden.
  • Geschmacksstörungen.

Die logopädische Diagnostik

Anhand verschiedener Einteilungsscores, wie dem „Sunnybrook Facial Grading System“, kann die Schwere der Beeinträchtigung der mimischen Muskulatur durch die Fazialisparese klassifiziert werden. Genaue Beobachtungen verschiedener mimischer Bewegungen geben Aufschluss über die Abweichung der betroffenen Gesichtshälfte im Vergleich zur gesunden Seite.
Daneben wird anhand der Beobachtungsskalen bewertet, wie hoch der Grad der Mitbewegungen weiterer mimischer Muskeln ist. Dieses Vorgehen hilft dabei, das Ausmaß der fazialen Einschränkungen einzuschätzen und im Verlauf der Therapie Fortschritte klarer herausstellen zu können.

Logopädische Zielsetzung

Die logopädische Zielsetzung besteht darin, den Nerv zu reaktivieren und damit die Normalisierung der mimischen Muskulatur zu unterstützen, um so das Schlucken und Sprechen des Patienten wieder zu verbessern. Die gezielte Ansteuerung des Nervens anhand eines spezifischen Übungsprogramms beugt einer langfristigen Atrophie der Muskulatur vor. Regelmäßige Therapieeinheiten (insbesondere in der Akutphase) und Ausdauer des Patienten in der häuslichen Umsetzung der Übungen stellen hierbei die Grundlagen des Erfolges dar!

Maßnahmen in der logopädischen Übungsbehandlung

  • Nerven- und Muskelstimulation anhand ausgewählter Hilfsmittel (Schallwellenmassagegerät, Kältestimulation u.a.)
  • Mundmotorische und mimische Muskelaktivierung anhand eines Fazialisprogramms
  • Taping mit dem elastischen Tape
  • Orofaziale Regulationstherapie nach Castillo Morales
  • PNF (Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation) nach Kabath: zur Erleichterung des Zusammenspiels von Muskeln und Nerven durch adäquate Stimulation der Rezeptoren der Tiefensensibilität (Propriozeptoren). Im Hinblick auf die Fazialisparese werden bei der Behandlung der Gesichtsmuskulatur insbesondere die Hautrezeptoren stimuliert.
VEDiT

VEDiT  steht für Verbale Entwicklungsdyspraxie intensiv Therapie und hat sich nicht nur bei Kinder mit einer VED (Verbale Entwicklungsdyspraxie) sondern auch bei anderen Formen von Aussprachestörungen bewährt.

VEDiT-Grundprinzipien:

1. Multisensorielle Assoziationstheorie

Beispiel eines Arbeitsblattes nach VEDiT (Schulte-Mäter 2009)
Beispiel eines Arbeitsblattes nach VEDiT (Schulte-Mäter 2009)

Bei der multisensoriellen Assoziationsmethode laufen die Feedbackprozesse für das Erarbeiten und Abspeichern von Artikulationsgesten über auditive, visuelle, taktile und kinästhetische Kanäle. Artikulationsbewegungen werden so zum Beispiel assoziativ verknüpft mit manuellen, taktilen und visuellen Reizen. Die Verknüpfungen zu den Lauten über visuelle und physische Reize sollen den Kindern ermöglichen, sich an den artikulatorischen Bewegungsplan für den Einzellaut zu „erinnern“, um darauf aufbauend Lautsequenzen realisieren zu können. Die Hinweisreize zu den Lauten und Lautfolgen werden nicht mehr vorgegeben, sobald sie nicht mehr benötigt werden. 

Das Phonembestimmte Manualsystem (PMS) ist ein wesentlicher Bestandteil der Therapie nach VEDiT. Die Handzeichen vermitteln über den visuellen und taktil-kinästhetischen Kanal Informationen über Artikulationsort und -modus, Luftstromlenkung und Stimmhaftigkeit bzw. -losigkeit. Perfektion ist bei den Handzeichen nicht erforderlich, sodass auch feinmotorisch auffällige Kinder die Zeichen formen können. Der normale Verlauf des Lauterwerbs diktiert dabei nicht die Wahl der zu erarbeitenden Laute. Die Laute, die das Kind benutzt um damit Lautsequenzen und kommunikative Äußerungen aufzubauen, werden trainiert.

2. Erarbeitung motorischer Programme

Die Wiederholungsrate der jeweiligen Übungsinhalte muss extrem hoch sein, um die Automatisierung von Sprechbewegungsabläufen zu erreichen. Die Effektivität der Therapie nach VEDiT hängt ganz entscheidend von der Häufigkeit der Übungen ab. Innerhalb einer Therapiesequenz sollte eine maximale Wiederholungsrate der jeweiligen Zieläußerung (Laute, Silbenfolgen, Wörter, Trägersätze) erreicht werden.

3. Sukzessive Approximation

Die Erarbeitung von Wörtern und Phrasen über gelenkte phonemische Simplifikationen ist notwendig. Ziel dieser Strategie ist es mit dem Kind ein Vokabular zu erarbeiten, das annähernd verständlich ist. Die vereinfachte Form eines Wortes sollte dem Zielwort so nah wie nur möglich kommen und mit zunehmender artikulatorischer Kompetenz diesem immer weiter angeglichen werden. Auch ein Absetzen innerhalb eines Wortes vor oder nach einem schwierigen Laut kann ein wichtiger Schritt zur Überwindung einer koartikulatorischen Hürde sein.

4. Erarbeitung eines Kernvokabulars

Es sollte genau geprüft werden, welche Aussagen bzw. Bezeichnungen für das Kind von Bedeutung sind. Äußerungen mit denen etwas bewirkt werden kann, haben Priorität vor dem Benennen von Gegenständen.

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