Schilddrüsendiagnostik

Warum ist Schilddrüsendiagnostik wichtig?

Das Multitalent Schilddrüse beeinflusst mit seinen Hormonen fast den ganzen Organismus. Entsprechend wichtig ist, dass es sich im Gleichgewicht befindet. Sowohl eine Über- als auch Unterfunktion schränken die Lebensqualität ein. Die Schilddrüse steuert nahezu alle Körperfunktionen. Ob Verdauung, Knochenaufbau, Nerven- und Muskelfunktion, Herz-Kreislauf-System, Sexualität und Fruchtbarkeit, das Heranreifen des ungeborenen Lebens während der Schwangerschaft oder die Psyche: Ohne die Hormone der Schilddrüse gerät unser Gleichgewicht ins Wanken.

Bei anhaltendem Jodmangel in der Ernährung kann es zu einer Vergrößerung (Hyperplasie) der Schilddrüse und zu einem sichtbarem Kropf kommen. Erkrankungen der Schilddrüse sind relativ stark verbreitet und treten oft bereits im Jugendalter auf. Bei Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung werden in der Praxis Dr. med. Woltersdorf verschiedene Schilddrüsenuntersuchungen veranlasst bzw. direkt in der Praxis durchgeführt.

Eine Untersuchung der Schilddrüse ist geboten bei:
  • Vergrößerung der Schilddrüse
  • tastbaren Knoten in der Schilddrüse
  • heraustretenden Augen
  • Verdacht auf eine Schilddrüsenunterfunktion
  • Verdacht auf eine Schilddrüsenüberfunktion
  • Kinderwunsch
Schilddrüsen-Untersuchungsmöglichkeiten

Neben einer ausführlichen Anamnese mit einer Palpation gehören zur Schilddrüsendiagnostik:

Die Anamnese umfasst das Abfragen von familiären Schilddrüsenerkrankungen.

Blutwerte / Labor

Die Labordiagnostik umfasst standardmäßig die Parameter TSH, freies T3 und freies T4. Des Weiteren ist auch die Bestimmung der Spiegel von Zink, Eisen, Jod und Selen zur weiteren Einordnung interessant.
Das Hormon TSH wird in der Hirnanhangdrüse gebildet und gelangt in die Schilddrüse, um dort die Arbeitsgeschwindigkeit der gesamten Körperdrüse zu steuern.
Freies T3 und Freies T4 sind die beiden Schilddrüsenhormone, die im Körper frei zirkulieren.

Antikörperdiagnostik

Einige Formen der Entzündungen der Schilddrüse werden durch Antikörper beeinflusst, die im Blut zirkulieren. Bei Verdacht auf eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse lässt sich diese mittels der Antikörperdiagnostik prüfen. Dabei deutet der Nachweis bestimmter Antikörper auf eine bestimmte Autoimmunform hin. So sind nachgewiesene TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK), Antikörper gegen Thyreoglobulin (Tg-AK) und Thyreoperoxidase-Antikörper (TPO-AK) typisch für Morbus Basedow. Fehlen hingegen die TRAK, spricht dies eher für eine Hashimoto-Thyreoiditis. Bei der Schilddrüsen-Autonomie und der Jodmangel bedingten Hypothyreose werden indes keine Antikörper nachgewiesen.

Ultraschalldiagnostik / Sonographie
Schilddrüsen-Sonographie

Die Ultraschalldiagnostik zeigt strukturelle Änderungen der Schilddrüse.
Mit unserem für die Untersuchung der Schilddrüse ausgerichteten Ultraschallgerät mit einem sehr hochfrequenten Schallkopf (Famio XG von Toshiba) kann schmerzfrei ein Bild der Schilddrüse erzeugt werden. Die Untersuchung wird im Liegen ausgeführt und liefert ein hochauflösendes Bild der Schilddrüse mit Darstellung der Form, der Lage, der Größe, des Volumens, der Knoten und der damit verbundenen Möglichkeit einer exakten Vermessung.
Diese Untersuchung kann beliebig oft wiederholt werden. Oft gelingt es schon mit der Ultraschalluntersuchung allein, eine Entzündung der Drüse in Zusammenhang mit dem klinischen Befund zu diagnostizieren.
Besonders hilfreich ist die Sonographie bei Kontrollen der Schilddrüse, wenn es um die Beurteilung von Wachstum oder Änderung des Binnenverhaltens einzelner Knoten geht. Hiermit kann eine aufwändige Diagnostik relativ oft eingespart werden.

Schilddrüsen-Szintigraphie
HNO-Praxis Chemnitz: Schilddrüsen-Szintigarphie (Bildgebung)

Die Schilddrüsenszintigraphie ist eine nuklearmedizinisches Untersuchungsverfahren, welches mittels schwach radioaktiver Substanzen die Funktion der Schilddrüsen darstellen kann. Durch diese Methode können so genannte kalte Knoten von heißen Knoten unterschieden werden.

Indikation zur Schilddrüsenszintigraphie

Eine Schilddrüsenszintigraphie wird insbesondere dann durchgeführt, wenn in der vorangegangenen Ultraschalluntersuchung Knoten in der Schilddrüse festgestellt worden sind oder wenn zusätzliche Informationen zur Schilddrüsenfunktion benötigt werden. Diese Informationen sind für die weitere Behandlungsstrategie vor allem von knotigen Veränderungen von Bedeutung. Die sogenannte rechtfertigende Indikation ist vor Durchführung der Untersuchung von einem fachkundigen Arzt zu stellen.

Wie läuft die Untersuchung ab?

Die am häufigsten verwendete radioaktive Substanz ist Technetium-99m und wird dem Patienten in einer für ihn unschädlichen Menge in eine Vene injiziert und reichert sich nach etwa 10 bis 20 Minuten in der Schilddrüse an. Die vom Technetium-99m ausgesandten Gammastrahlen werden von einer speziellen Kamera (Gammakamera) aufgezeichnet, so dass die Schilddrüse bildlich dargestellt und die Schilddrüsenfunktion beurteilt werden kann. Gleichzeitig wird die aufgenommene Radionuklidmenge in die Schilddrüse gemessen und der sogenannte Thyreoidale Technetium Uptake bestimmt (TcTU). Meistens erfolgt die Untersuchung im Sitzen und dauert etwa 10 Minuten. Eine spezielle Vorbereitung ist in der Regel nicht erforderlich. Wichtig ist jedoch vor Durchführung der Untersuchung zu erfahren, ob vor kurzem eine verstärkte Jodaufnahme durch den Patienten erfolgte (z.B. über die Nahrung, die Gabe jodhaltiger Kontrastmittel oder durch Medikamente) und ob spezielle Schilddrüsenmedikamente eingenommen werden.

Manchmal müssen bei besonderen Fragestellungen auch für mehrere Tage oder Wochen Schilddrüsenhormone in Vorbereitung auf eine 2. Schilddrüsenszintigraphie eingenommen werden. Diese Untersuchung nennt sich dann Suppressionstest und liefert zusätzliche Information über die Funktion der Schilddrüse, insbesondere bei Patienten mit sogenannten „heißen Knoten“. Technetium-99m und Jod-123 werden sehr gut toleriert, so dass Nebenwirkungen praktisch nicht auftreten, nicht einmal bei Patienten, die allergisch auf Jod reagieren. Die Verkehrstauglichkeit wird durch diese Untersuchung auch nicht beeinflusst.

Wann darf die Untersuchung nicht durchgeführt werden?

Während einer Schwangerschaft wird üblicherweise keine Schilddrüsenszintigraphie durchgeführt. Sowohl Technetium-99m als auch Jod-123 reichern sich in der Muttermilch an, so dass auch während der Stillzeit die Durchführung einer Szintigraphie nur in Ausnahmefällen durchgeführt werden sollte.

Feinnadelbiopsie

Bei der Feinnadelbiopsie (FNAB) wird Schilddrüsengewebe entnommen, um gutartige und bösartige Veränderungen zu ermitteln. Dieses Verfahren dient meist dem Ausschluss von Krebs.

Bösartige Erkrankungen der Schilddrüse

Kaum eine andere Fachrichtung als die HNO-Heilkunde verfügt über umfassendere Erfahrungen der Halsweichteile. Seit vielen Jahren hat sich ein Trend zur Spezialisierung und auch zur Zentralisierung der Schild- und Nebenschilddrüsendiagnostik entwickelt. Im Schilddrüsenzentrum Erzgebirge werden z.B. auch schwierige Probleme und ausgedehnte Befunde interdisziplinär mit ausgezeichneter medizinischer Qualität diskutiert. Dr. med. Woltersdorf promovierte zum Thema „Klassifikation von Schilddrüsentumoren“.

Die meisten Schilddrüsentumore verstecken sich in Knoten des Organs und sind dann auch nur schwer und mit eingeschränkter Sicherheit durch eine Gewebeprobe zu finden. Das ist der Grund, warum nur die Hälfte der Schilddrüsenkrebse vor der Operation entdeckt werden. Die andere Hälfte findet erst der Pathologe, der das entnommene Gewebe unter dem Mikroskop untersucht.

Es gibt eine Reihe verschiedener Krebsformen der Schilddrüse:
  • Am häufigsten ist das papilläre Karzinom, eine wenig aggressive Krebsart, bei der zumeist die Entfernung des Knotens ausreicht.
  • An zweiter Stelle steht das follikuläre Karzinom, bei dem neben der Operation auch eine Radiojodtherapie angeschlossen wird.
  • Am aggressivsten ist das anaplastische Karzinom, welches häufig Metastasen in anderen Organen verursacht. Eine Operation kommt in manchen Fällen zu spät.
  • Beim medullären Karzinom sind die C-Zellen in der Schilddrüse befallen, die das Hormon Calcitonin produzieren. Dabei handelt es sich aber nicht um einen Schilddrüsenkrebs, sondern um einen Krebs, der für die Regulation des Knochenstoffwechsels verantwortlich ist. Die Untersuchung von Calcitonin im Blut ist deshalb notwendig, um diesen Krebs zu finden und nach der Operation ein Rezidiv zu entdecken.

Unabhängig von der Art eines Schilddrüsenkarzinoms ist eine sorgfältige Nachuntersuchung erforderlich, um ein Wiederauftreten der Erkrankung möglichst frühzeitig zu erfassen.

Behandlunsmöglichkeiten

Je nach Befund und Schwere der Erkrankung gibt es unterschiedlich ansetzende Behandlungsmöglichkeiten:

  • Medikamentöse Therapie von Schilddrüsen-Fehlfunktionen
  • Radiojodtherapie
  • Chemische oder thermische Ablation
  • Schilddrüsen-Operation
Medikamentöse Therapie

Fehlfunktionen der Schilddrüse sind medikamentös ausgleichbar. Für die Überfunktion und für die Unterfunktion gibt es verschiedene sehr wirksame Medikamente, deren Wirksamkeit durch Blutuntersuchungen regelmäßig überwacht werden muss.

Radiojodtherapie

Die Radioiodtherapie  basiert auf der hochselektiven Aufnahme von freiem Jodid aus dem Blut in die Schilddrüse. Da sich Jod hier anreichert, aus dem übrigen Körper jedoch rasch ausgeschieden wird, bleibt die Strahlung exakt lokal beschränkt. Die Wirkung tritt verzögert nach sechs bis zwölf Wochen ein. Das als Kapsel verabreichte Jod wird von der Schilddrüse aufgenommen. Die Betastrahlung des Jods mit einer durchschnittlichen Reichweite von 0,5 mm zerstört ausschließlich Schilddrüsengewebe.

Welche Schilddrüsenerkrankungen werden mit Radiojod behandelt?
  • funktionelle Autonomie (unkontrollierte Hormonproduktion in sogenannten heißen Arealen der Schilddrüse, die zur Überfunktion führt)
  • autoimmune Schilddrüsenerkrankung mit Überfunktion (z.B. Morbus Basedow)
  • Verkleinerung von deutlich vergrößerten Schilddrüsen
  • Anschlussbehandlung bei bösartigen Schilddrüsenerkrankungen nach einer Operation
  • Behandlung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) bei Schilddrüsenkrebs

Die Aufenthaltsdauer richtet sich nach der verwendeten Strahlenmenge, sie beträgt im Durchschnitt 2-3 Tage. Nebenwirkungen sind in der Regel nicht zu erwarten. Die Behandlung ist nicht schmerzhaft, sie können direkt danach wieder normal leben. Die Sorge, dass die Radiojodtherapie Krebs auslösen könnte, ist unbegründet.
Eine Radiojodtherapie während der Schwangerschaft und Stillzeit ist unbedingt zu vermeiden. Auch nach der Behandlung sollte eine Schwangerschaft frühestens nach 9-12 Monaten geplant werden.

Ablation

Dabei wird das krankhafte Schilddrüsengewebe entweder chemisch (Alkoholinjektion) oder thermisch (Thermoablation) derart geschädigt, dass es durch körpereigene Reparationsprozesse abgebaut werden kann.
Ein grundsätzliches Problem all dieser Verfahren ist es, die richtige Balance zwischen der beabsichtigten Zerstörung des erkrankten und der größtmöglichen Schonung des benachbarten und gesunden Gewebes zu finden.
Sowohl das Risiko von Nebenwirkungen als auch die Erfolgsaussichten hängen ganz wesentlich von der Größe, Beschaffenheit und Lage des Knotens ab.

Operative Behandlung am HELIOS Klinikum Aue

Wenn sich in der Schilddrüse ungünstige Verhältnisse entwickeln, die sich medikamentös nicht mehr beherrschen lassen oder gar krebsverdächtige Untersuchungsbefunde erhoben wurden, muss operiert werden.
Moderne Operationsstrategien und Überwachbarkeit des Stimmbandnerven (ein sogenanntes Neuromonitoring) während der Operation verhindern in vielen Fällen einen postoperativen Stimmlippenstillstand.

Bei Chefarzt Dr. med. Stumpf am HELIOS Klinikum Aue besteht die Möglichkeit, die Schilddrüse narbenlos durch den Mund zu operieren. Er ist der einzige Operateur weit über die Grenzen des Erzgebirges hinaus, der diese OP-Methode beherrscht und seinen Patienten anbietet. Der Schnitt wird bei der transoralen Schilddrüsenchirurgie an der Innenseite der Unterlippe im Mund gesetzt und die Instrumente und eine kleine Kamera bis zur Schilddrüse vorgeschoben. Diese schonende Methode erfordert nur wenige Tage Krankenhausaufenthalt (2-5 Tage), am postoperativen Tag kann man schon wieder aufstehen. (www.wochenendspiegel.de/…)

Vorsorge & Schutz bei Schilddrüsen-Funktionsstörungen

Wie bei sehr vielen Erkrankungen können Sie auch gegen Schilddrüsenfehlfunktionen mit einer ausgewogenen Ernährung einen vorsorgenden Beitrag leisten. Vor allem sollten Sie auf eine optimale Jod-Zufuhr achten, die bei Erwachsenen bei etwa 200 Mikrogramm täglich liegt und 600 Mikrogramm niemals überschreiten sollte. Insbesondere jodiertes Speisesalz und eine Reihe von Seefischen sind hierfür wertvolle Lieferanten. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion sollten Patienten z.B. auf Alkohol, Kaffee und Cola verzichten, da diese Getränke den Stoffwechsel weiter ankurbeln. Es muss – wenn irgend möglich – der Kontakt mit Jod in hohen Dosen wie etwa bei der Untersuchung mit Röntgenkontrastmitteln bzw. der Nutzung von Wunddesinfektionsmitteln vermieden werden.

Da eine Schilddrüsenüberfunktion zur Überlastung des Körpers und der Psyche führt, ist Stressabbau und -vermeidung ein wichtiger Faktor im Umgang mit der Schilddrüsenerkrankung.

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