Eigentlich haben die meisten Kinder eine sehr leistungsfähige und belastbare Stimme. Sie nutzen ihre Stimme viel expressiver als Erwachsene. Wenn wir Kindern zuhören, sind wir häufig erstaunt, wie groß die stimmliche Bandbreite ist: Sie sprechen, singen, schreien, kreischen, flüstern, weinen usw.
Obwohl das kindliche Stimmsystem sehr leistungsfähig ist, gibt es einige Kinder, bei denen die stimmliche Belastung zu einer Überforderung der Stimmlippen führt. Der hohe Ausatemdruck bei der Stimmgebung führt mit der Zeit dazu, dass sich an den Stimmlippen knotenartige Verdickungen bilden (auch „Schreiknötchen“ genannt) und sich die Stimmritze nicht mehr vollständig schließen kann.
Die meisten Kinder mit einer sogenannten „hyperfunktionellen Dysphonie“ sind laut und impulsiv, oft sprechen auch die Eltern oder Bezugspersonen sehr laut. Die Kinder setzen ihre Stimme beim Spielen oder Singen in einem Maß ein, das die Leistungsfähigkeit des Kehlkopfes übersteigt. Viele der Kinder haben einen hohen Bewegungsdrang und Schwierigkeiten, die Kraft zu dosieren. Oft fällt auf, dass die Kinder zum Ausdruck ihrer Wünsche vor allem ihre Stimmkraft und zu wenig passende Argumente oder andere (nonverbale) Ausdrucksmöglichkeiten nutzen. Zum Entstehen einer Stimmstörung können auch Hörstörungen, Wahrnehmungsstörungen oder eine geringe Musikalität beitragen.
Ist ihr Kind über vier Wochen heiser, sollte eine Untersuchung des Kehlkopfes mittels starrer Endoskopie durch den Mund oder flexibler Endoskopie durch die Nase durch einen Experten erfolgen.
Eine operative Abtragung von Stimmlippenknötchen ist im Kindesalter nicht indiziert. Meist bilden sich die Stimmlippenknötchen während des Stimmbruchs zurück. Trotzdem sollte eine Verhaltensänderung angestrebt und eine Stimmtherapie bei den Kindern erfolgen, weil sonst auch nach dem Stimmwechsel eine Stimmstörung bestehen bleiben kann.
Der Schwerpunkt der Therapie der hyperfunktionellen Dysphonie im Kindesalter ist die Elternberatung. Oft geht es in der Familie zu laut und zu hektisch zu. Situationen, in denen es meist zu stimmlichen Überanstrengungen kommt, sollten vermieden werden. Eltern, Erzieher und Lehrer sollten sich ihrer Rolle als stimmliches Vorbild bewusst werden.
In Abhängigkeit vom Schweregrad der Stimmstörung ist bei älteren Kindern ggf. zusätzlich eine logopädische Stimmtherapie angezeigt.
In sehr seltenen Fällen muss in Narkose untersucht werden. Durch diese Untersuchung wird festgestellt, ob eine angeborene Veränderung des Kehlkopfes (z.B. eine Segelbildung zwischen den Stimmlippen, eine Asymmetrie des Kehlkopfes) oder eine Kehlkopferkrankung (z.B. Kehlkopfpapillome, eine Lähmung der Stimmlippen) vorliegt.
Werden beispielsweise eine Stimmlippenzyste oder Kehlkopfpapillome festgestellt, dann muss das Kind operiert werden.