Schluckdiagnostik

Diagnostik und Behandlung bei Dysphagie (Schluckstörung)

Wie funktioniert der Schluckakt?

Damit der Nahrungstransport ungehindert vom Mundraum über Zunge und Rachen in die Speiseröhre erfolgen kann, ohne dass Nahrungsbestandteile in den Kehlkopf oder die Lunge gelangen, sind 56 verschiedene Muskeln, 5 Hirnnerven sowie ein sensibles System der Schleimhäute notwendig. Angesichts der vielen am Schluckakt beteiligten Strukturen ist es nicht verwunderlich, dass durch Altern oder Krankheit Schluckstörungen ein nicht seltenes Krankheitsbild darstellen.

Wie macht sich eine Schluckstörung bemerkbar?

Klinische Alarmzeichen einer Schluckstörung können unter anderem Gewichtsabnahme, unklares Fieber, Husten, Verschleimung, Pneumonien, Stimmstörungen und Haltungsänderung bei der Nahrungsaufnahme sein.

Als sogenanntes „Kloßgefühl“ oder Globus pharyngis bezeichnet man das ständige oder auch situativ auftretende Missempfinden im Hals, welches lediglich beim Leerschlucken auftritt und bei der Nahrungsaufnahme verschwindet. Bei gründlicher Untersuchung lässt sich in den meisten Fällen eine morphologische oder funktionelle Ursache der Schluckstörung finden. Eine Refluxkrankheit (Sodbrennen) z.B. kann eine zentrale Rolle dabei spielen. Der obere Ösophagussphinkter, welcher den Ösophaguseingang verschließt, bietet dem Kehlkopf Schutz gegen aufsteigenden Mageninhalt. Bei Störung der Schließmuskelfunktion kann es zu einem Globusgefühl kommen.

Wann treten Schluckstörungen auf?

Schluckstörungen treten häufig bei älteren Menschen auf. Während der Säuglingsphase unterscheidet sich der Schluckvorgang von der des späteren Alters durch die anatomischen Unterschiede. Im höheren Lebensalter verändern sich die Schluckorgane. Degenerative Fetteinlagerungen im Kehlkopf verhindern den vollständigen Stimmritzenverschluss. Veränderungen im Bindegewebe und die Erschlaffung der Muskulatur im Mund und Rachenraum sowie eine veränderte neurologische Situation begünstigen Schluckstörungen.

Schluckstörungen nach Schlaganfall

Patienten nach Schlaganfällen entwickeln besonders häufig Schluckstörungen, da der Schluckreflex zu spät einsetzt und Lähmungen im Bereich von Rachen- und Kehlkopfmuskulatur auftreten. Besonders gefürchtet ist die Kombination aus Störung des Hustenreflexes und Aspiration, was zur sogenannten „stillen Aspiration“ führt. Diese Patienten bieten klinisch nicht den Eindruck einer Schluckstörung und fallen lediglich durch wiederkehrende Fieberschübe und Gewichtsabnahme auf.

Warum ist eine genaue Schluckdiagnostik so notwendig?

Ziel der Schluckdiagnostik in der Praxis Dr. Woltersdorf ist, die Dysphagie (insbesondere auch die „stille Aspiration“) möglichst frühzeitig zu erkennen und in ihrem Schweregrad einzustufen mit dem Ziel, zu einer geeigneten Therapie beizutragen.

Wie funktioniert eine Schluckuntersuchung?

  • mit Hilfe flexibler oder starrer Videoendoskopie des Schluckvorganges (FEES)
  • sowie weiterführender radiologischer Untersuchungen

Schluckdiagnostik Dr. med. WoltersdorfDie FEES (fiberoptische endoskopische Evaluation des Schluckens) stellt ein Verfahren dar, welches sich sowohl mit funktionellen als auch mit organischen Veränderungen befasst. Sie ermöglicht die Dokumentation und Analyse der schnellen Schluckabläufe. Es wird dabei (wie der Name sagt) eine transnasale flexible Endoskopie durchgeführt. Anhand gefärbter Probeschlucke unterschiedlicher Konsistenz (fest, flüssig, breiig) wird die Gaumensegel- und Kehlkopfbeweglichkeit, eine mögliche Schleimretention, Sensibilität, Hustenreflex, willkürliches Abhusten und die prä- und postdeglutitive Aspiration beurteilt. Ergänzend kann in der mit uns zusammenarbeitenden radiologischen Praxis eine Röntgenaufnahme des Schluckaktes (Kinematographie) durchgeführt werden.

Wie sieht die Therapie bei Dysphagie aus?

Nach einer differenzierten Diagnostik wird das Behandlungskonzept individuell erstellt.
Ziel der Schlucktherapie ist die Wiederherstellung der physiologischen Abläufe und die Normalisierung von eingeschränkten Muskelfunktionen und gestörter Sensibilität (kausale Therapie) bzw. die Erleichterung des Schluckvorganges sowie die Vermeidung von Aspiration (kompensatorische Maßnahmen) oder die Anpassung der Umgebung an die tatsächlichen Fähigkeiten des Patienten (Hilfsmittelanpassung).
In der kausalen Therapie werden Stimulationen wie Zug oder Wärme/Kälte, Druck, Vibration und Streichen angeboten, Mobilisationstechniken im Sinne von passiver Bewegung der Muskulatur und Widerstandsübungen angewandt sowie selbständige Bewegungsübungen durchgeführt.
Ist kein normales, aspirationsfreies Schlucken möglich, ist das Erarbeiten von kompensatorischen Maßnahmen vorrangig. Darunter versteht man Maßnahmen wie Haltungsänderungen wie z.B. „Chin-Down Position“, das Erlernen bestimmter Schluckmanöver sowie diätetische Maßnahmen (Anpassung der Nahrungskonsistenz).
Ein wichtiges Manöver in der Therapie ist das „Mendelsohn Manöver“, welches bei Störung der Zungenschubkraft, eingeschränkter Larynxelevation sowie bei zeitlich verkürzter oder eingeschränkter Sphinkteröffnung zum Einsatz kommt. Ein weiteres Manöver ist das supraglottische Schlucken, durch das ein unvollständiger Larynxverschluss kompensiert werden soll.

Unser Leistungen auf einen Blick:

  • Differenzierte klinische und instrumentelle Diagnostik
  • Individuell zugeschnittene und störungsspezifische Therapieempfehlung
  • Beratung der Patienten und Angehörigen
  • Verlaufsuntersuchungen und Therapiekontrollen
  • Interdisziplinäre, standardisierte Betreuung von Trachealkanülen-Patienten
Für die Diagnostik und Behandlung von Schluckstörungen bieten wir eine Spezialsprechstunde an: Dysphagiesprechstunde: Do 14 - 16 Uhr (nur mit Termin, bitte vorher telefonisch vereinbaren)
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