Krankhaftes Schwitzen (Hyperhidrose)

Vermeiden Sie Händeschütteln aus Angst vor schweißnassen Händen? Sind Sie durch ständiges Schwitzen in der Ausübung privater oder beruflicher Aktivitäten eingeschränkt? Vielleicht leiden Sie an einer Hyperhidrose.

Bei der Hyperhidrose produziert der Körper unabhängig von Wärme oder Kälte, Tages- oder Jahreszeit übermäßig und unkontrollierbar viel Schweiß. Ungefähr die Hälfte der Erkrankten schwitzt vermehrt unter den Achseln. Zu übermäßigem schwitzen kann es aber auch an den Füßen, den Hände, der Stirn kommen. Aber auch im Schritt, in der Gesäßfalte oder unter den Brüsten kann ein starkes Schwitzen auftreten. Manche Patienten schwitzen am ganzen Körper übermäßig.

Schwitzen ist für den Menschen lebenswichtig: Die Schweißdrüsen geben Flüssigkeit ab. Die Flüssigkeit verdunstet und kühlt so die Körperoberfläche ab. Auf diese Weise reguliert der Körper seine äußere und auch seine innere Temperatur. Er schützt sich vor Überhitzung. Die Schweißdrüsen sind über den ganzen Körper verteilt. Besonders viele Schweißdrüsen befinden sich in den Achselhöhlen, an den Handflächen und an den Fußsohlen sowie auf der Stirn. Gesteuert wird das Schwitzen über Nerven, die sich nicht willentlich steuern lassen. Dabei spielt der Botenstoff Acetylcholin eine entscheidende Rolle.

Die Menge der Schweißproduktion hängt entscheidend von Faktoren ab:

  • Körpertemperatur,
  • Umgebungstemperatur,
  • Luftfeuchtigkeit,
  • körperliche Anstrengung.

Ursachen

Die Betroffenen haben nicht etwa mehr Schweißdrüsen als andere. Vielmehr ist es so, dass ihre Nerven vermehrt aktivierende Impulse an die Schweißdrüsen senden. Die daraus resultierenden Schweißausbrüche treten oft ganz spontan auf. Mit zunehmendem Alter lässt das übermäßige Schwitzen oft etwas nach.

Die Auslöser sind ganz unterschiedlich, dazu gehören:

  • emotionaler Stress,
  • körperliche Anstrengung
  • bestimmte Lebensmittel oder Zubereitungsformen, wie heiße oder scharfe Speisen
  • Alkohol- und Kaffeegenuss

Zwei Unterschiedliche Arten der Hyperhidrose

Primäre Hyperhidrose

Typische Anzeichen, dass es sich um übermäßiges, krankhaftes Schwitzen handelt, für das es keine erkennbare Ursache gibt, sind:

  • Die Symptome beginnen früh, typischerweise noch vor dem 25. Lebensjahr
  • Die Schweißausbrüche sind unabhängig davon, wie warm oder kalt es ist
  • Die Schweißausbrüche beginnen völlig unvermittelt
  • Die Schweißausbrüche erfolgen mindestens einmal wöchentlich
  • Die übermäßige Schweißproduktion tritt immer an den gleichen Stellen auf, in der Regel zugleich auf den beiden Hälften des Körpers gleichzeitig
  • Nachts sind die Beschwerden deutlich geringer
  • Ähnliche Symptome zeigen sich möglicherweise auch in der engeren Familie

Sekundäre Hyperhidrose

Die sekundäre Hyperhidrose wird durch Medikamente oder Erkrankungen ausgelöst. Infrage kommen beispielsweise eine Schilddrüsen-Erkrankung, eine Infektion, erhöhter Blutzucker oder eine neurologische Krankheit. Auch bestimmte bösartige Tumore können starkes Schwitzen auslösen. Frauen in den Wechseljahren leiden oft an Scheißausbrüchen, weil der Spiegel des Hormons Östrogen sinkt. Teilweise schwitzen auch Übergewichtige sehr stark. Auch Arzneimittel können eine Ursache für starkes Schwitzen sein. Zu den Medikamenten, die starkes Schwitzen auslösen können, gehören beispielsweise Antibiotika und Antidepressiva. Im Gegensatz zur primären Hyperhidrose äußert sich die sekundäre Hyperhidrose oft auch nachts als sogenannter Nachtschweiß.

Bei der sekundären Hyperhidrose, muss der Arzt zunächst die tatsächliche Ursache des übermäßigen Schwitzens (Erkrankung, Medikamente etc.) erkennen. Wird dann die Ursache behandelt, hört das Schwitzen in der Regel von ganz alleine auf.

Diagnostik

Grundlage der Diagnose ist das Anamnesegespräch, bei der die Patienten die Symptome möglichst genau schildern sollten.

In der Praxis Dr. med. Woltersdorf & Coll. stehen folgende Tests zur Bestimmung der Schweissmenge zur Verfügung:

Gravimetrie

Mit dieser Methode kann die Schweißmenge bestimmt werden. Dazu wird ein spezielles Papier für einen bestimmten Zeitraum auf das betroffene Hautareal aufgelegt. Das Papier saugt den Schweiß auf, der während des Zeitraums ausgeschwitzt wird. Durch eine Messung des Gewichts des Test-Papiers vorher und nachher kann die Schweißmenge pro Zeiteinheit ermittelt werden. Die Produktion von mehr als 100 Milligramm Schweiß in fünf Minuten pro Achsel gilt beispielsweise als krankhaft. Die Aussagekraft der Messung ist leider nur begrenzt, da die Schweißmenge von Schweißausbruch zu Schweißausbruch extrem schwanken kann.

Hyperhidrose Minor-Test
Minor-Test

Jod-Stärke-Test nach Minor

Mit dem Jod-Stärke-Test grenzt man das Hautareal ein, das vermehrt Schweiß absondert. Dies erfolgt über eine farbliche Abgrenzung der betroffenen Körperstelle mithilfe einer speziellen Jod-Lösung: Potentiell betroffene Hautareale werden damit eingepinselt und anschließend mit Stärkepulver bestäubt. Stärke, Jod und Schweiß reagieren chemisch miteinander und färben die Bereiche, an denen eine übermäßige Schweißproduktion auftritt.

Therapieoptionen

Als grundsätzliche Therapieoptionen kommen in Frage:

  • Deos/Antitranspiratien,
  • Spezialbäder,
  • Botulinum-/Botox-Therapie oder
  • chirurgische Eingriffe

Botox-Therapie

Als sichere, wirksame und langanhaltende Therapieoption hat sich die Behandlung mit Botulinumtoxin erwiesen. Dieses Arzneimittel wird seit über 30 Jahren medizinisch angewendet. Der Wirkstoff, den wir in unserer Praxis auch zur Faltenbehandlung durch Muskelentspannung einsetzen, wird seit vielen Jahren erfolgreich zur Behandlung der Hyperhidrose genutzt. Das Botox wird bei einer axillären (Axeln) und palmaren (Hände) Hyperhidrose in starker Verdünnung an den betroffenen Stellen in die Haut injiziert und wirkt dort auf die Schweißbildung.

Botox verringert die überaktiven Nervenimpulse, die die Schweißdrüsen zu stark anregen. Dazu hemmt das Medikament – lokal eng begrenzt – an den betroffenen Stellen die Freisetzung des nervlichen Botenstoffs Acetylcholin: Die überaktiven Nervenimpulse werden auf diese Weise nicht an die Schweißdrüsen weitergeleitet. Die übermäßige Anregung der Schweißdrüsen wird so verhindert.

Die Zulassung zur Behandlung der axillären Hyperhidrose liegt in Deutschland vor. Gesetzlich Krankenversicherte unterstützen wir gerne bei der Klärung der Kostenübernahme durch ihre Krankenkasse.

Der Einsatz an anderen Stellen, wo der Wirkstoff ebenfalls gut wirkt, wie an Händen, Füßen und Stirn, stellt einen sogenannten Off-Label-Use (sogenannte zulassungsüberschreitende Anwendung) dar. Das Medikament beruhigt direkt an den betreffenden Körperstellen für etwa 3 bis 4 Monate das übermäßige Schwitzen. Die Wirkungsdauer kann von Mensch zu Mensch variieren. Die Haut bleibt sichtbar und fühlbar trocken und kann sich von der Reizung durch die Feuchtigkeit erholen.

Zu einem Erst-Termin bringen Sie bitte den ausgefüllten Anamnesebogen „Hyperhidrose“ mit
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