Die Ursachen für Gleichgewichtsstörungen (Vertigo) sind vielfältig und nur teilweise im HNO-Bereich gelegen. Dr. Woltersdorf & Coll. arbeiten bei der Abklärung von Schwindelsymptomen interdisziplinär mit niedergelassenen Kollegen bzw. Kliniken zusammen.
Untersuchungsmethoden
Untersuchung mit der Frenzelbrille
Eine erste Orientierung bietet die Beobachtung der Augenbewegungen unter einer beleuchteten Spezialbrille. Insbesondere wenn zum Vorstellungstermin Schwindel besteht, können Probleme des Gleichgewichtsorganes damit gut erkannt werden.
Lagerungsprüfung
Die Lage-/Lagerungsprüfung mit dem Hinlegen, Drehen und Aufrichten hilft, bewegungsabhängigen Schwindel nachzuweisen. Kann ein gutartiger Lagerungsschwindel (Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel – BPLS) nachgewiesen werden, ist mit gezielten Übungen schnell eine Besserung der Beschwerden erreichbar. Eine Stand- und Gangprobe zeigt uns, wie gut Sie den Schwindel ausgleichen können oder wie stark Sie aus dem Gleichgewicht gekommen sind.
Thermische Prüfung
Bei der thermischen Prüfung wird die Funktion eines Teiles des Gleichgewichtsorgans untersucht, indem kaltes und warmes Wasser bzw. Luft in das Ohr gespült wird. Einfache Störungen des Gleichgewichtsorgans oder Entzündungen des Nervens zeigen hier oft Auffälligkeiten.
Video-Nystagmografie
Mit der Video-Nystagmografie kann man während der Schwindeluntersuchung die Augenbewegungen überprüfen und Unterschiede der Gleichgewichtsfunktion von rechts und links messen.
Drehstuhlprüfung
Bei gleichmäßiger Drehung geht mit der Zeit das Gefühl für die Bewegung verloren, weil das Gleichgewichtsorgan im Innenohr nur auf Beschleunigung reagiert. Deshalb kann durch Pendelbewegungen eines Drehstuhles das Gleichgewichtssystem unter Videovermessung der Augenbewegungen geprüft werden. Diese Untersuchung wird zum Beispiel zur Begutachtung von Berufsunfähigkeiten eingesetzt. Es eignet sich aber auch zur Verlaufsbeobachtung der Funktionsfähigkeit des Gleichgewichtsorgans im Rahmen einer Therapie.
Video-Kopf-Impulstest
Mit dem Video-Kopf-Impulstest lassen sich alle Drehbewegungen des Kopfes und damit die Drehsensoren im Gleichgewichtsorgan untersuchen und Störungen der Empfindlichkeit dieser Sensoren im Seitenvergleich feststellen. Das Verfahren ist einfach und wenig belastend, nur eine kleine Kopfbewegung um ein paar Grad ist dazu nötig. Die Auswertung erfolgt computergestützt, das Resultat kann schon alleine zur Diagnose führen.
Vestibulär evozierte myogene Potentiale (VEMP)
Bei der VEMP-Untersuchung werden vestibulär evozierte myogene Potentiale gemessen. VEMPS sind ein Reflex des Gleichgewichtsorgans auf akustische Reize. Sie dienen der selektiven und seitenspezifischen Funktionsbestimmung des Sacculus, ein Abschnitt des Gleichgewichtsorgangs. VEMP werden zur Diagnose verschiedener Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans eingesetzt, unter anderem kann eine Beteiligung des Sacculus bei Morbus Menière nachgewiesen werden. Auch zur genauen Bestimmung des Ausmaßes einer Nervenentzündung z.B. Nervus vestibularis werden VEMP eingesetzt. Die Registrierung ist auch bei Taubheit möglich.
Prüfung der Standstabilität (Posturografie)
Die Analyse der Standstabilität zeigt, ob bei Schwindelbeschwerden eher das Gleichgewichtsorgan im Innenohr betroffen ist oder ob ein orthopädisches oder neurologisches Problem vorliegt. Über eine Messplatte mit vier Sensoren für die Ballen und die Fersen werden Stärke und Häufigkeit von Schwankungen unter verschiedenen Bedingungen getestet. Dabei können Störungen der einzelnen Teile des Gleichgewichtssystems – Innenohr, visuelles System und die Tiefensensibilität – genau unterschieden werden.
Optokinetik
Der optokinetische Nystagmus wird auch als Eisenbahnnystagmus bezeichnet. Der Beobachter eines vorbeifahrenden Zuges folgt diesem unwillkürlich mit den Augen bis zu einem bestimmten Ablenkungspunkt, dann wird eine schnelle Rückstellbewegung der Augen durchgeführt, der sich wieder die langsamere Folgebewegung anschließt usw. Die Reizaufnahme für den optokinetischen Nystagmus erfolgt nicht im Innenohr sondern an der Augennetzhaut, die Signalverarbeitung und Weiterleitung an die Augenmuskeln wird in bestimmten Hirnnervenbahnen vorgenommen, so dass Störungen der Optokinetik Hinweise auf den Ort dieser Störungen geben können. Man achtet vor allem auf die Auslösbarkeit des Nystagmus und zur Symmetrie.
Subjektive visuelle Vertikale (SVV)
Hierzu muss eine Laserlinie im abgedunkelten Raum gerade eingestellt werden. Das Ergebnis gibt dem Arzt bereits am Anfang der Diagnostik einen Hinweis wo das Problem liegen könnte und eignet sich zudem gut als Verlaufskontrolle bzw. erlaubt eine seitengetrennte Beurteilung von Anteilen des Gleichgewichtsapparates und dient ebenfalls zur Abgrenzung gegenüber zentral bedingten Schwindelformen.