Dysphonie durch RENLS

RENLS-Läsion

Wenn Patienten nach einer Schilddrüsenoperation ihre Stimme weder in der Höhe noch in der Lautstärke steigern können (Fallbeispiel aus unserer HNO-Praxis Chemnitz).

Dysphonie durch eine RENLS-Läsion ist eine Stimmstörung, die nach einer Schädigung des motorischen Astes des Nervus laryngeus superior (oberer Kehlkopfnerv, RENLS) auftritt. Dieser Nerv versorgt den Musculus cricothyroideus (Ringknorpel-Schildknorpel-Muskel), der für die Spannung der Stimmlippen verantwortlich ist. Der motorische Ast Ramus externus (äußerer Ast) des Nervus laryngeus superior (oberer Kehlkopfnerv) spielt eine entscheidende Rolle bei der Stimmbildung, da er den Musculus cricothyroideus (Ringknorpel-Schildknorpel-Muskel) versorgt. Eine Schädigung dieses Nervenastes kann zu einer Dysphonie (Stimmstörung) führen, da die Spannung der Stimmlippen abnimmt.

Fallbeschreibung

Ein 40-jähriger Patient wurde aufgrund einer Struma nodosa (Schilddrüsenknoten) operiert. Obwohl keine Atemnot vorliegt, berichtet der Patient seit der Operation über anhaltende Heiserkeit, das Fehlen hoher und lauter Töne sowie eine eingeschränkte stimmliche Belastbarkeit. Seine Stimmlage ist tief, der Stimmklang rau und leicht behaucht. Trotz intensiver Stimmtherapie zeigte sich keine Besserung.

Aktueller Befund

Der postoperative Befund des Kehlkopfes zeigt auf den ersten Blick eine unauffällige Gestalt und die Atmung ist nicht beeinträchtigt. Die Stimmlippen bewegen sich bei der Atmung normal und öffnen die Glottis (Stimmritze zwischen den Stimmlippen). In der Videostroboskopie werden jedoch verkürzte, dicke, schlaffe Stimmlippen mit einer großen Amplitude und einem ovalen Glottisspalt in der Schlussphase sichtbar. Das Stimmumfangsprofil des Patienten ist deutlich eingeschränkt, vor allem im Kopfregister. Die Stimme klingt monoton und die maximal mögliche Tonhaltedauer ist verkürzt. Die subjektive Einschätzung des Patienten zeigt eine erhebliche Beeinträchtigung im Alltag, was durch einen hohen Score im Voice Handicap Index (VHI, subjektive Bewertung einer Stimmstörung durch den Patienten) bestätigt wird.

Pathophysiologie

Der Kehlkopf wird durch zwei Äste des Nervus vagus (wandelnder Nerv, 10. Hirnnerv) innerviert. Der Nervus laryngeus superior versorgt die innere Kehlkopfschleimhaut sensibel und hat einen äußeren Ast, der den Musculus cricothyroideus motorisch steuert. Dieser Muskel sorgt für die Spannung der Stimmlippen, was für die Erzeugung hoher Töne und einer lauten Stimme essenziell ist. Bei einer Schädigung des äußeren, motorischen Astes des Nervus laryngeus superior fällt die Spannung der Stimmlippen weg, was zu einer Dysphonie führt.

Symptome

Patienten mit einer RENLS-Läsion leiden unter einer verminderten Dynamik und einem eingeschränkten Stimmumfang. Sie können ihre Stimme weder in der Höhe noch in der Lautstärke steigern. Der erhöhte Luftverbrauch bei der Phonation führt zu einer gesteigerten Stimmanstrengung.

Diagnostik

Die phoniatrische Diagnostik in unserer Praxis umfasst verschiedene Verfahren zur Untersuchung und Analyse der Stimme. Dazu gehören die Stimmfeldmessung zur Bestimmung des Stimmumfangs, die Videostroboskopie zur Analyse der Stimmbandbewegungen und die 
Elektroglottographie zur Messung der Stimmlippenbewegung. Weitere Methoden sind die Spirometrie zur Lungenfunktionsprüfung, der Stimmbelastungstest, Schallpegelmessungen sowie die Bestimmung des Dysphonia Severity Index (DSI, Heiserkeitsgrad) zur Bewertung der Stimmqualität. Zusätzlich können Tonhaltedauer, Sängerformant und Jitter/Shimmer in der Praxis gemessen werden.

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