Bei Erkrankungen der Schilddrüse unterscheidet man zwischen Störungen der Schilddrüsenregulation (Über- und Unterfunktion) und Abnormalitäten im Bau und Struktur (Struma) dieses endokrinen Organs. Die Störungen von Funktion und Morphe können unabhängig voneinander, aber auch kombiniert auftreten.
Anatomie und Lage Die Schilddrüse ist ein etwa 20-25 g schweres, schmetterlingsförmiges Organ und liegt unterhalb des sogenannten Adamsapfels, auf dem sie sich verschieben lässt. Das Gesamtvolumen der Schilddrüse liegt im Normalfall bei Frauen unter 18ml und bei Männern unter 25 ml und kann über die Schilddrüsensonographie leicht bestimmt werden.
Funktion Die wesentliche Funktion der Schilddrüse besteht darin, die drei Hormone Calcitonin, Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) zu produzieren, zu speichern und bei Bedarf in die Blutbahn abzugeben. Während Calcitonin den Knochenabbau hemmt und die Calciumeinlagerung in die Knochen fördert, sind Thyroxin und Trijodthyronin an der Entwicklung von Organen (v.a. Knochen und Gehirn) beteiligt und fördern das Längenwachstum. Weiterhin führen T3 und T4 zu einer Steigerung des Energie- bzw. Grundumsatzes, da der Sauerstoffverbrauch und die Wärmeproduktion erhöht sind und bestimmte Enzyme des Stoffwechsels aktiviert werden.
Regulation Die hormonale Regulation von T3 und T4 erfolgt durch den im Zwischenhirn gelegenen Hypothalamus. Dieser veranlasst durch die Bildung des Hormons TRH (Thyreotropin-Releasing Hormon) die Hirnanhangdrüse, vermehrt das „Schilddrüsen-stimulierende“ Hormon TSH zu produzieren, welches die Synthese von T3 und T4 fördert. Sind genügend Schilddrüsenhormone vorhanden, ist die Bildung von TSH vermindert, ist deren Konzentration erniedrigt, wird TSH vermehrt abgegeben.
Schilddrüsen-Unterfunktion
Symptome sind ständige Müdigkeit, Kältegefühl, Gewichtszunahme und Haarausfall.
Schilddrüsen-Überfunktion
äußert sich durch einen schnellen Puls, Extraschläge des Herzens, Schwitzen, Zittern, Unruhe, Schlafstörungen, Gewichtsabnahme, Durchfall und auch eine Depressionsneigung.
Subakute Thyreoiditis de Quervain
Die subakute gehört wie die Autoimmunthyreoiditis Hashimoto und die Autoimmunhyperthyreose zu den autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen. Bei der Thyreoiditis de Quervain kommt es durch den autoimmunologischen Prozess zu einer generalisierten Entzündungsreaktion, die sich deutlich von den anderen beiden Autoimmunthyreoiditiden unterscheidet. Im Einzelnen findet man bei der de Quervain-Thyreoiditis folgende Charakteristika:
- im Labor Entzündungszeichen wie beschleunigte Blutsenkungsgeschwindigkeit („Sturzsenkung“), Leukozytose, CRP-Erhöhung
- Druckschmerzhaftigkeit am Hals im Schilddrüsenbett, oft nur auf einer Seite
- beim Tasten derbe Konsistenz der Schilddrüse, oft einseitig
- Schmerzen im Halsbereich, oft einseitig mit Ausstrahlung in den Kieferwinkel/zum Ohr auf der gleichen Seite
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit
- erhöhte Temperatur oder Fieber
- Leistungsminderung, Muskelschwäche
Bei manchen Patienten entwickelt sich bei Beginn der Erkrankung, ähnlich wie dies auch bei der Autoimmunthyreoiditis Hashimoto beobachtet werden kann, eine passagere Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), die aber meist nur leicht ausgeprägt ist.
Die Therapie der Thyreoiditis de Quervain besteht in einer Unterdrückung des Entzündungsprozesses durch eine Cortisontherapie, meist beginnend mit einer Dosis von 30 mg Prednisolon am Tag mit schrittweiser Dosisreduktion in Abhängigkeit vom Verlauf der Entzündungsparameter. Die Behandlung erfordert meist einen Zeitraum von ca. 3 Monaten oder mehr, bis der autoimmunologische Prozess zum Stillstand gekommen ist. Die Symptome bessern sich meist schlagartig 2-3 Tage nach Beginn des Cortisonstoßes, auch das allgemeine Krankheitsgefühl klingt schnell ab.
Autoimmunthyreoiditis Hashimoto
Die Autoimmunthyreoiditis, nach ihrem Erstbeschreiber auch Hashimoto-Thyreoiditis genannt, ist die häufigste Autoimmunerkrankung der Schilddrüse und eine der häufigsten Autoimmunerkrankungen überhaupt. Die Diagnose einer Unterfunktion der Schilddrüse gelingt am sichersten, schnellsten und effektivsten durch die Bestimmung des Thyreoidea stimulierenden Hormons (TSH). Ein TSH-Wert im Normbereich (0,5-4,5 mE/l) schließt übrigens eine Autoimmunthyreoiditis Hashimoto mit hoher Sicherheit aus. Eine Bestimmung von fT3 und fT4 ist in der Regel nicht erforderlich.
Schilddrüsensonographie Bei der Ultraschalluntersuchung weist die Schilddrüse bei einer Autoimmunthyreoiditis mehrere typische Veränderungen auf. Das Echomuster der Schilddrüse ist echoärmer als üblich und wirkt somit dunkler, das umgebende Gewebe setzt sich heller von der Schilddrüse ab. Außerdem schrumpft die Schilddrüse im Verlauf der Erkrankung über die Jahre nach und nach (atrophische Verlaufsform der Autoimmunthyreoiditis, ca. bei 90%).
Schilddrüsenantikörper Bei einer Autoimmunthyreoiditis Hashimoto findet sich oft ein erhöhter Titer der TPO-Antikörper bzw. der MAK (mikrosomale Antikörper).