Bis zum Ende des vierten Lebensjahres bzw. bis zum Abschluss des Milchgebisses erfolgt eine Veränderung des Schluckmusters. Bei einem physiologischen Schluckmuster liegt die Zunge nun im Mundinnenraum und der Ober- und Unterkiefer aufeinander, die Zahnreihen haben Kontakt. Besonders wichtig ist, dass bei einem korrekten Schluckvorgang die Zunge keinerlei Kontakt zu den Zähnen hat.
Beim „Viszerales Schluckmuster“ handelt es sich um ein sogenanntes inkorrektes Schluckmuster, bei dem die Zunge während des Schluckvorgangs mit Druck gegen die Frontzähne drückt oder zwischen den Zahnreihen liegt. Häufig ist das viszerale Schluckmuster die Folge einer zu schwachen Zungenmuskulatur. Die sogenannte Zungenruhelage bezeichnet die Position der Zunge während den sprech- und schluckfreien Phasen und bildet die Grundlage für das physiologische, erwachsene Schluckmuster. Ein Ungleichgewicht oder eine Schwäche der Gesichtsmuskulatur (und damit vor allem der Zungen-, Lippenmuskulatur), aber auch Habits (Angewohnheiten), wie z.B. Daumenlutschen, können zu einer veränderten Zungenruhelage führen. Ein viszerales Schluckmuster lässt sich den myofunktionellen Störungen zuordnen. Bei einer myofunktionellen Störung geht es um eine Störung der Muskelspannung und/oder der Funktion und/oder der Bewegungsabläufe der orofazialen Muskulatur.
Symptome
- Falsche Zungenruhelage (Zunge liegt auf dem Mundboden oder hat Kontakt zu den Frontzähnen)
- Zahnfehlstellungen (z.B offener Biss)
- Artikulationsstörung (Aussprachestörung, v.A. inkorrekte Aussprache von s-Lauten)
- Gerötete oder verdickte Zungenränder
Folgen eines viszeralen Schluckmusters
Wenn ein viszerales Schluckmuster nicht behandelt wird, kann sich das inkorrekte Schluckmuster auf die Atmung und das Kiefer- und Gesichtswachstum auswirken. Auch die Zunge kann sich in ihrer Form verändern. Ein muskuläres Ungleichgewicht kann neben Kieferfehlstellungen auch Veränderungen des Gaumens zur Folge haben und eine damit einhergehende Verschiebung der Zähne in Richtung Lippen. Die Lippen können an Spannung verlieren. Dies wiederum kann eine Mundatmung oder auch eine Artikulationsstörung, wie z.B. das Lispeln, zur Folge haben. Andernfalls können sich die Zähne nach der kieferorthopädischen Korrektur möglicherweise wieder verschieben.
Therapie
In der Therapie wird sowohl direkt als auch indirekt an der Veränderung des Schluckmusters gearbeitet. Indirekt erfolgen zunächst viele unterschiedliche Übungen für die Koordination und den Kraftaufbau der Zunge und Lippen, bevor reine Schluckübungen in die Therapie integriert werden. Die Übungen werden im Laufe der Therapie an die Fortschritte angepasst, erfolgen später auch unter konzentrativer und motorischer Ablenkung. Somit können größtmögliche Erfolge erzielt werden und eine Festigung sowie den Transfer des neuen Schluckmusters in den Alltag gelingen. Besonders wichtig bei der Therapie des viszeralen Schluckmusters ist das häusliche Übungen, damit die Zungen- und Lippenmuskulatur stetig aufgebaut werden können.