Wie hängt das zusammen? Sie haben vielleicht schon einmal bemerkt, dass besonders bei Verspannungen im Nacken- bzw. Halswirbelsäulenbereich und im Brustwirbelsäulenbereich Stimmprobleme, Atemprobleme, Hustengefühl und Kloßgefühl auftreten können.
Folgende Beschwerden können typischerweise durch Erkrankungen der Wirbelsäule ausgelöst werden:
- Sogenanntes Globusgefühl, das ist ein Fremdkörpergefühl im Rachen- und Kehlkopfbereich, oft mit Hustenreiz und Schluckstörung.
- Ihre Stimme klingt meist „hart“ und „eng“. Nach längerem Sprechen wird Ihre Stimme zunächst belegt, später stark heiser. Sänger bemerken, dass der Stimmumfang besonders in den Höhen spürbar herabgesetzt ist.
- Sehr häufig bestehen außerdem andere Begleitsymptome, wie einseitig betonte Nacken- und Kopfschmerzen, aber auch leichte Schwindelbeschwerden, Gangunsicherheit, Schwankgefühl und Hörstörungen.
Diese Symptome sind aber nur gelegentlich vorhanden.
Wie beeinflusst die Wirbelsäule die Stimmgebung?
In der Mehrzahl werden die Beschwerden durch ein sog. funktionelles Defizit („Blockierung“) in einzelnen Wirbelgelenken ausgelöst. Die Wirbelgelenke bilden zusammen mit den dazugehörigen Muskeln und den sie steuernden Rezeptoren (Propriozeptoren in den Muskeln und Gelenken) und Nerven einen Regelkreis. Eine Störung in diesem Regelkreis führt zu einer Einschränkung der Gelenkbeweglichkeit. Diese wiederum verursacht eine oft schmerzhafte Muskelverspannung, die verstärkend auf den Rezeptorenbereich zurückgemeldet wird, wodurch sich der Tonus der zugeordneten Muskulatur weiter erhöht: ein Teufelskreis: die Beschwerden werden immer schlimmer, wenn sie erst einmal begonnen haben!
Da, wie bei allen Wirbeltieren, auch beim Menschen der gesamte Körper mit Ausnahme des Kopfes bestimmten Wirbelgelenken segmental zugeordnet ist, wird eine Störung eines Wirbelgelenkes auch zu einer Störung an der Körpervorderseite (Hals, Brust, Bauch, Arme und Beine) führen. Dies kann man nur durch eine manuelle Untersuchung nachweisen. Bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomographie oder Kernspintomographie können eine solche funktionelle Störung nicht darstellen.
Im Einzelnen können folgende Funktionsstörungen ausgelöst werden:
1. Beeinträchtigung der Stimmatmung
- Störungen im Brustwirbelbereich beeinträchtigen die Brustkorbbewegung beim Ein- und Ausatmen. (Atem-Sprech-Dyskoordination)
- Unkoordinierte Bauchstütze (besonders vom Sänger bemerkt)
- Hypertonie der Mm. scaleni (sog. Hochatmung)
2. Verspannung der vorderen Halsmuskulatur (prälaryngeale Muskulatur)
- Beeinflussung der Stimmlippenspannung und damit Einschränkungen von Stimmhöhe, Stimmstärke und Stimmreinheit
- Beeinflussung der Resonanzräume oberhalb der Stimmlippen (sog. supraglottische Räume)
- Einfluß auf den Stimmklang durch laryngeale Mißempfindungen (Fremdkörpergefühl, Hustenreiz, Kratzen, Schluckstörung beim Leerschlucken)
3. Beeinflussung der Schwingungsamplitude der Stimmbänder bei der Stimmgebung
In nahezu zwei Drittel der Fälle ist eine auslösende Ursache nicht bekannt. In einem Drittel der Fälle wird ein Trauma der Halswirbelsäule als Ursache angegeben. Ein Halswirbelsäulentrauma kann also eine Stimmstörung auslösen, muss aber nicht. Stimmstörungen können verschiedene Ursachen haben. Die richtige Diagnose ist entscheidend für die weitere Vorgehensweise bei der Behandlung.