Ursachen für Erbrechen bei Kindern auch im HNO-Bereich

Kinder erbrechen häufig. Und häufig steckt eine harmlose, selbstlimitierende Ursache dahinter. Erbrechen kann aber auch ein Hinweis auf eine lebensbedrohliche Erkrankung sein, die schnelles Handeln erfordert.

Magen-Darm-Infekte

Die häufigste Ursache für Erbrechen bei Kindern sind Magen-Darm-Infekte. Nach einer Inkubationszeit von 1 bis 2 Tagen kommt es meistens zu wässrigen Durchfällen, die von Erbrechen und Fieber begleitet sind.

Kuhmilch-Allergie

Zu den wichtigen Differentialdiagnosen bei Säuglingen mit Erbrechen gehört die Kuhmilch-Allergie mit einer Häufigkeit von etwa 3 %. Säuglingsmilch und Säuglingsbreie auf Kuhmilch-Basis sollten vermieden werden.

Gastroösophagealer Reflux auch beim Säugling

Nach der Geburt ist die Abdichtung zwischen Speiseröhre und Magen noch nicht immer voll funktionstüchtig. Bei Neugeborenen und Säuglingen kann es deshalb zu einem gastroösophagealen Reflux kommen, der sich in vermehrtem Erbrechen, Spucken oder Hüsteln äußert. Manchmal fließt die Milch einfach aus dem Mund. Es handelt sich dabei um ein physiologisches Phänomen ohne Krankheitswert und ist kein Grund zur Sorge, wenn damit keine anderen Beschwerden assoziiert sind.

Günstig ist es, den Säugling nach dem Füttern in aufrechter Position zu halten.

Eosinophile Ösophagitis im Kindesalter

Nahrungsmittelallergien treten häufig im Kindesalter auf. Die eosinophile Ösophagitis (EoE) ist eine spezielle Form einer allergischen Reaktion in der Speiseröhre auf den Verzehr bestimmter Lebensmittel. Sie führt zu einer chronischen Entzündung, die meist mit Schluckbeschwerden aber auch Schmerzen hinter dem Brustbein einhergeht. Als Komorbiditäten können u.a. Asthma und atopische Dermatitis auftreten. Wegweisend ist der endoskopische Befund.
Kaum zu realisieren ist eine komplette Allergen-Elimination. Bessere Chancen auf Erfolg mit Blick auf die Compliance werden der „Six-food“-Eliminationsdiät eingeräumt, bei der auf Kuhmilch-Eiweiß, Hühnerei, Weizen, Soja, Fisch und Erdnuss verzichtet wird.
Wenn die Diät versagt, ist neben einer neu entwickelten Biologika-Behandlung eine topische Therapie mit Budesonid die erste Wahl.

Passageproblem Pylorusstenose

Wenn Säuglinge erbrechen, stehen Passageprobleme im Vordergrund, allen voran die „Magenpförtnerenge“. Bei den meist 1-4 Monate alten Babies ist schwallartiges, nicht-galliges Erbrechen etwa eine halbe Stunde nach der Mahlzeit typisch. Die Inzidenz dieser Passagestörung liegt etwa bei 1:1000 Neugeborenen.

Volvulus infolge Malrotation

Lebensbedrohlich, wenn nicht schnell erkannt, sind Malrotation und Volvulus (Darmverschlingung). Als Malrotation wird eine gestörte Darmdrehung bezeichnet, die sich während der Embryonalentwicklung vollzieht. Sie führt nicht immer zu Beschwerden, fällt dann aber durch Erbrechen, Schmerz und Mangelernährung auf.

Endokrines Erbrechen: AGS mit Salzverlust

Kongenitale Stoffwechselkrankheiten und endokrine Störungen, etwa das adrenogenitale Syndrom (AGS), können ebenfalls durch Erbrechen auf sich aufmerksam machen. Beim adrenogenitalen Syndrom handelt es sich um eine angeborene erbliche Störung der Hormonsynthese der Nebennierenrinde. Diese Kinder fallen bereits in den ersten Lebenswochen durch eine lebensbedrohliche Salzverlust-Krise auf. Sie erbrechen, sind apathisch und verlieren zusehends an Gewicht.

Diabetische Azidose

Wenn Schulkinder erbrechen, muss neben einer infektiösen Genese vermehrt auch an entzündliche Erkrankungen gedacht werden, wie Appendizitis, Pankreatitis, eine Gastritis oder an eine chronisch entzündliche Darmerkrankung. Entscheidend ist hier der Blick auf die Begleitsymptome und die Dauer der Symptomatik. Als metabolische Ursache kommt eine diabetische Ketoazidose in Betracht. Auch in den Fokus rücken bereits in diesem Alter Essstörungen in Zusammenhang mit Erbrechen, insbesondere die Bulimie.

Erbrechen aus dem Schlaf

Erbrechen Kinder aus dem Schlaf heraus, kann dies ein Hinweis auf eine benigne fokale Epilepsie sein, nämlich das Panayiotopoulos-Syndrom. Zur Abklärung ist ein EEG indiziert. Passagestörungen spielen ab dem Vorschul­alter eine untergeordnete Rolle. Allerdings muss in diesem Alter auch an eine Fremdkörperaspiration gedacht werden.

Zyklische Erbrechen

Noch immer unklar ist die Pathogenese des zyklischen Erbrechens (cyclic vomiting syndrome – CVS). Es handelt sich um rezidivierendes, heftiges Erbrechen, das ohne erkennbare Ursache und aus voller Gesundheit episodisch auftritt und selbstlimitierend ist.

Die Definition erfolgt nach klinischen Kriterien: mindestens fünf Erbrechensepisoden innerhalb eines Zeitraums von einer Stunde bis zu zehn Tagen, wobei mindestens vier Episoden innerhalb der ersten Stunde stattfinden. Der Ablauf ist immer gleich mit einem typischen Beginn in den frühen Morgenstunden. Die Intervalle zwischen den Erbrechensphasen sind komplett symptomfrei. Unterschiede zu chronischem Erbrechen sind der plötzliche Beginn mit hoher Intensität und die längeren beschwerdefreien Intervalle.
Etwa die Hälfte der Kinder entwickelt parallel dazu klassische Migränesymptome mit Kopfschmerz. Bei einigen Kindern können Triggerfaktoren ausgemacht werden, wie Aufregung, Infektionen oder Nahrungsmittel, wie Schokolade. Differentialdiagnostik muss ein Hirntumor ausgeschlossen werden, der allerdings eher mit chronischem als mit zyklischem Erbrechen einhergeht.

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