Frühkindliche Reflexe entwickeln sich bereits vor der Geburt und helfen dem Säugling, den Geburtskanal zu passieren. Im Alter von drei bis fünf Monaten kündigen die primitiven Reflexe einen der ersten Meilensteine in der kindlichen Entwicklung an: das Drehen von einer Seite auf die andere. Es folgen viele weitere, von denen jeder wichtig ist. Reflexe dienen als Überlebensmechanismen, um Säuglingen beim Essen, Greifen und Bindungsprozess zu helfen sowie gesunde Bewegungen zu fördern. Kinder brauchen nicht zuletzt aufgrund dieser Prozesse entsprechende Stimulation, um fortlaufend eine gesunde Entwicklung zu ermöglichen.
Innerhalb des ersten Lebensjahres sind die primitiven Reflexe dann nicht mehr erforderlich und werden vom Gehirn unterdrückt. Sie verschwinden nicht vollständig, sie werden lediglich der Kontrolle des Gehirns untergeordnet (integriert) und machen den Weg frei für komplexere (motorische) Reflexe, auch Haltungsreflexe genannt. Wenn das „Unterdrücken“ der primitiven Reflexe nicht oder nicht vollständig stattfindet, kann dies zu einer Verzögerung in der Reifeentwicklung des Gehirns führen und somit ein Ungleichgewicht bewirken.
„Das Verschwinden der Reflexe ist für das Erlernen grundlegender Bewegungen notwendig. Beispielsweise könnte kein Kind das Stehen, geschweige denn das Gehen erlernen, wenn der Fußgreifreflex (Plantargreifreflex) nicht verschwinden würde.“
Ein weiteres Beispiel ist der Moro-Reflex, oder auch Klammerreflex, bei dem in einer Schreckreaktion auf einen äußeren Reiz die Extremitäten zunächst gestreckt und dann in einer Umklammerungsbewegung wieder gebeugt und an den Körper herangeführt werden. Bei Kindern, bei denen der Moro-Reflex nicht integriert wurde, demnach noch aktiv ist, stehen Angst, Rückzug und Überreaktivität im Vordergrund. Verhalten und Reaktionen sind geprägt von einem überaktiven sympathischen Nervensystem.
Noch oder wieder aktive Reflexe können durch gezielte Übungen auch später – sogar im Erwachsenenalter – noch integriert werden.