Dr. med. Woltersdorf schätzt im Rahmen von Weiterbildungen und Fortbildungen den Erfahrungsaustausch mit seinen Fachkollegen. Letztlich weilte er in Bonn. Hier traf er Kollegen und Wegbegleiter aus den Jahren seiner Facharztausbildung an der Universitätsklinik in Bonn.
Warum ist es so wichtig, sich mit Wortschatzdefiziten sprachauffälliger Migrantenkinder zu beschäftigen?
Sprachauffällige Migrantenkinder haben neben Problemen mit der deutschen Grammatik auch einen geringen Wortschatz. Häufig verwechseln sie Wörter und verwenden sie falsch. Sie sehen beispielsweise eine Bank, sagen jedoch „Stuhl“ oder bezeichnen einen Roller als „Fahrrad“. D.h. sie verwenden zwar deutsche Wörter, verbinden mit diesen jedoch eine sehr undifferenzierte Bedeutung. „Stuhl“ könnte bei ihnen bedeuten „Sitzgelegenheit“ und mit dem Begriff „Fahrrad“ könnten sie ein Fahrzeug mit zwei Rädern verbinden.
Aber was ist der Unterschied zwischen einem Stuhl, einer Bank, einem Hocker, einem Sofa oder einem Sessel? Oder was ist der Unterschied zwischen einem Glas und einer Tasse? Welche Gegenstände bezeichnet man als Dose?
Der Wortschatz hat sehr viel mit dem Bilden von Kategorien zu tun. Nur dadurch ist auch ein Transfer auf andere Gegenstände und Situationen möglich.
Dank der modernen Bedeutungslehre (Semantik) und der intensiven Spracherwerbsforschung der letzten Jahre weiß man, dass Wortbedeutungen weitaus komplexer sind als dass sie durch einfaches „Vokabelpauken“ behalten und angewandt werden können. In enger Zusammenarbeit mit der Internationalen Praxis am Klinikum Chemnitz fließen diese Aspekte bei der Behandlung und Therapie von Flüchtlingskinder ein.